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Reisebericht Florida Februar 2017


Manatees und mehr

Eines der größten Rückzugsgebiete für die bedrohten Manatees liegt mitten in Florida. In den kühleren Wintermonaten suchen Hunderte von Seekühen Schutz in den wärmeren Quelltöpfen des Crystal River und in den Buchten der Kings Bay. Schon lange wollten wir diesen Ort einmal besuchen und nun hatte es endlich geklappt.

Der Flug mit Lufthansa führte uns nach Orlando, hier erwartete uns bereits Manuela, die unsere kleine Gruppe mit insgesamt 6 Personen als Fotografin und Reiseleiterin begleiten sollte. Am darauffolgenden Vormittag fuhren wir mit ihr nach Crystal River zum Plantation Resort, welches unsere Unterkunft für die nächste Woche sein sollte. Im Tauchcenter wurde uns dann nachmittags anhand einer Videoschulung das richtige Verhalten bei den Manatees erläutert.

In diesem Gebiet gibt es bereits mehrere Anbieter der Schnorcheltouren mit daher sollte man sich auf einen relativ großen Ansturm an Tagestouristen einstellen. Man sollte zum einen den Besuch möglichst unter der Woche planen, um dem Massenandrang zu entgehen und außerdem so früh wie möglich starten. Wir waren grundsätzlich vor Sonnenaufgang mit kleinem Boot für 6 Gäste, erfahrenem Käpitan und Guide alleine unterwegs und waren meist, aber nicht immer die ersten am Platz. Die besten Plätze heißen Kings Springs und Three Sisters, letzterer wegen der glasklaren Sicht besonders bekannt. Wir besuchten aber auch andere Plätze, dies wurde jeweils vor Ort entschieden.

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Das Schnorcheln mit den grauen Riesen wird ständig von Rangern des Nationalparks überwacht, die teilweise auch mit Kanus auf dem Wasser unterwegs sind. Es gibt diverse Verhaltensregeln, so darf keinesfalls zu den Manatees abgetaucht werden, Bleigurte sind verboten. Insbesondere für Fotografen gibt es unterschiedliche Bestimmungen, die von Platz zu Platz variieren, so ist beispielsweise innerhalb der Quelltöpfe der Einsatz von Blitz oder Taschenlampe nicht erlaubt. Profifotografen können für 100 USD eine spezielle Genehmigung kaufen, diese verpflichtet dann auch zum Tragen einer gelben Weste.

Es gibt spezielle Rückzugsbereiche für die Manatees, die nicht betreten werden dürfen, diese sind durch Leinen oder Plastikrohre auf dem Boden kenntlich gemacht. Im übrigen ist es strengstens verboten, den Manatees nachzuschwimmen oder sie zu berühren. Letzteres stellt sich aber als sehr schwierig heraus, da die Tiere sehr zutraulich sind und oft, aber eben nicht immer den Kontakt zu den Menschen suchen. Wir hatten unglaublich rührende und auch lustige Begegnungen mit ihnen, man muss es einfach selber erlebt haben. Kuscheln, Anpirschen, Berühren, am Neopren knabbern, sich im Spiegel, sprich im Weitwinkeldome der Kamera betrachten - wir hätten nie gedacht, dass man sich stundenlang mit diesen wild lebenden Tieren beschäftigen kann. Die Zeit verging wie im Flug, gegen 10 Uhr kamen wir meist ins Hotel zurück und dann gab es erst einmal ein ordentliches Frühstück oder auch mal ein frühes Mittagessen.


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Manatees sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, die meisten aktiven Begegnungen mit ihnen hatten wir bei schlechteren Lichtverhältnissen am frühen Morgen und am Vormittag. Nachmittags lagen sie meist in kleineren Gruppen am Grund. Um atmen zu können, strecken sie nur die Nasenlöcher aus dem Wasser, die Dauer eines Tauchgangs ist unterschiedlich von 4 - maximal 16 Minuten. Im Meer halten sie sich meist bevorzugt in seichten Küstenabschnitten, auch Lagunen und Mangrovengebieten mit mehr als 20 Grad Wassertemperatur auf. Die Manatees oder auch Rundschwanzseekühe haben eine Fluke sprich Schwanzflosse, die wie ein Spaten aussieht. Sie erreichen eine Länge von 2,5 bis 4,5 Metern und ein Gewicht von bis zu 500 kg.

Das Gebiet rund um den Crystal River scheint ein ideales Rückzugsgebiet im Winter zu sein, während unseres Aufenthaltes waren etwa 500 Manatees vor Ort. Es wurde sehr auf Einhaltung der Bestimmungen geachtet, allerdings ist auch hier der Besucherandrang recht bedenklich. Es darf zwar jeder Veranstalter nicht mehr als 6 Boote betreiben, jedoch sind zu Stosszeiten doch mehrere Hundert Leute gleichzeitig vor Ort, allerdings auf verschiedenen Stellen verteilt. Dazu kommen noch diverse Kanu- und Kajakfahrer und natürlich mehrere Motorboote, die gehalten sind, extrem langsam zu fahren. Man sieht leider doch immer wieder Manatees mit Verletzungen, die auf Kollisionen mit Booten zurückzuführen sind.


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Viel Spaß bereiteten uns auch die Tauchgänge im Rainbow Spring State Park. Mit einer gleichbleibenden Wassertemperatur von etwa 22 Grad verheißen die Quellen des gleichnamigen Flusses angenehme Tauch- oder Schnorchelgänge. Das Wasser kommt nicht nur aus einer Hauptquelle, sondern aus vielen kleinen Quelltöpfen, die man überall am Boden des Rainbow River findet. Alligatorhechte, Schnappschildkröten, einmal sogar ein Otter begleitete uns bei den Tauchgängen im türkisblauen Gewässer, ab und zu tauchten Kormorane auf der Suche nach Fisch ein und verschwanden im Nu wieder.


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Nach einer Woche war es dann schon wieder vorbei - wir sagten bye-bye zu unseren Mitreisenden und knuddelten zum letzten Mal die grauen Seekühe. Der zweite Teil unserer Reise führte uns in den Süden Floridas zum Golf von Mexico.

Hier waren wir vor 18 Jahren zum letzten Mal und wollten einfach wissen, was sich so alles verändert hat. Die ersten Tage verbrachten wir in Naples und Umgebung. Bereits beim Einchecken in unser Hotel begegnete uns wieder ein Fischadler, der direkt gegenüber unseres Zimmers im Gebüsch oder auf der Fahnenstange saß. Fischadler - Ospreys - haben uns während unseres Urlaubs oft begleitet. Sie waren allgegenwärtig - am Meer, am Strand, an den vielen Wasserstellen im Land, am Straßenrand, auf den Beleuchtungen der öffentlichen Parkplätze, in den Bäumen der Parks und Golfplätze und und und. Wir trafen sie beim Jagen, beim Baden, beim Füttern des Nachwuchses, beim Herbeischaffen des Nestmaterials, es war einfach nur herrlich. Sie waren teilweise sehr unerschrocken, scheinbar die Nähe des Menschen gewöhnt.


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Die große Artenvielfalt und die schon erwähnte geringe Fluchtdistanz der Tiere machen die Naturfotografie in Florida zu etwas ganz Besonderem. Man kann sich Reihern und Watvögeln bis auf wenige Schritte nähern. Innerhalb von zwei Wochen konnten wir 60 verschiedene Vogelarten beobachten, genannt seien hier nur beispielsweise alleine 9 verschiedene Reiher: Great Blue Heron, Great Egret, Snowy Egret, Little Blue Heron, Cattle Egret, Green Heron und Black-Crowned Night Heron, Tricolored Heron und juveniler Yellow-Crowned Night Heron.

Florida verfügt über eine Anzahl von Nationalparks, wir besuchten einige von ihnen, aber auch in Stadtgebieten hatten wir wunderbare Fotomöglichkeiten. So besuchten wir den Lovers Key State Park in der Nähe von Fort Myers Beach, erreichten den Strand bei Nebel und hatten Begegnungen - wieder einmal - mit Fischadlern, Seeschwalben, Möwen und Reihern, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Besuchern am Strand leben.


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Auch der Pier in Naples war vor allem zur Zeit des Sonnenuntergangs für schöne Fotomotive gut, allerdings hatten (viele) andere Besucher dieselbe Idee.


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Geradezu begeistert waren wir, dass wir beinahe zufällig mehrere Kaninchenkauze in einer ganz normalen Wohngegend in der Nähe von Naples fanden. Die "Burrowing Owls" (Athene cunicularia), oder auch Kaninchen-Eule, Präriekauz oder Höhleneule genannt, leben als Bodenbewohner in den Grassteppen des westlichen Nord- und Südamerika, außerdem kommen sie in isolierten Populationen in Florida und auf einigen karibischen Inseln vor. Sie leben in Bodenhöhlen, die entweder von Säugetieren oder Schildkröten stammen oder selbst gegraben wurden. Die Wohnhöhle reicht dabei bis einen Meter unter die Erde und kann einen bis zu drei Meter langen, gewundenen Gang darstellen. Dabei bildet die Art manchmal Kolonien von maximal 12 Brutpaaren.


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Wiederum Begegnungen mit Reihern, Kormoranen und anderen Watvögeln hatten wir in dem eigentlich gar nicht so attraktiven Ferienort Marco Island, hier an der Tigertail Beach. Bei Ebbe konnte man das Gebiet sehr gut erkunden, wir trafen dort auch auf Sanderlinge, Regenpfeifer, Strandläufer und Steinwälzer. Mitten im Wohngebiet, jedoch auf einer unbebauten Brachfläche, brütete der Weißkopfseeadler, das Gelände darf nicht betreten werden, der Horst kann aber auf eine Entfernung von etwa 50 m mit dem Fernglas gut beobachtet werden.


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Etwas weiter nördlich liegt Sanibel Island, eine wunderschöne Ferieninsel mit einem ganz besonderen Charme. Auf Sanibel liefert der Wildlife Drive im J.N. Ding Darling National Wildlife Refuge die besten Chancen für gute Fotos am frühen Morgen bei Niedrigwasser. Auch hier trafen wir wieder unsere Freunde - die Fischadler und zu unserer großen Freude unter anderem die Rosa Löffler (Roseate Spoonbill), die uns an einem Abend im besten Licht einen Tanz zeigten. Auf Sanibel Island gibt es vielfältige Möglichkeiten, Vögel zu beobachten, am Strand, auf Golfplätzen und auf mehreren Trails.


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Irgendwann war auch diese Woche viel zu schnell vorbei, am letzten Tag fuhren wir von Fort Myers quer durch die Lande bis nach Orlando, einerseits, um die (mautpflichtigen) Schnellstraßen zu meiden und andererseits, um doch noch die ein oder andere Entdeckung zu machen. Wir wurden auch belohnt, mehrere Kanadakraniche (Sandhill Cranes) trafen wir an verschiedenen Orten, immer als Paar unterwegs. Ein toller Abschluss einer wirklich gelungenen Reise, angefangen bei dem Winterquartier der Seekühe bis hin zu interessanten Begegnungen mit Vögeln und anderen Tieren und Pflanzen. Der Dollarkurs und auch das sonstige Preisniveau in Florida sorgte allerdings dafür, dass unsere Reisekasse jetzt leer ist. brille-0016.gif von 123gif.de Die Zeiten, wo man ein ordentliches Hotelzimmer für 100 Dollar buchen konnte, scheinen endgültig vorbei zu sein. Und der Preis für ein Bier, serviert in einem Plastikbecher, für 6 Dollar (und mehr) scheint uns auch etwas übertrieben.

Grüßen möchten wir an dieser Stelle noch Manuela, Diana, Netti und Cornelia, vielleicht trifft man sich einmal wieder, es gibt ja noch so viele tolle Orte zu entdecken....